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Liebe Musikfreund:innen

Jährlich nehmen Preisträger:innen des SJMW an Workshops und Meisterklassen teil, um ihre musikalischen Fertigkeiten zu vertiefen. Begeben Sie sich auf eine Reise in faszinierende Klangwelten mit «The Other Concert», am 7.9., um 19.30 Uhr im Jazz Club Moods, dem Abschlusskonzert der Werkstatt für zeitgenössische Musik und Musiktechnologie unter der inspirierenden Leitung von Daniel Schnyder.

Um einen besseren Einblick in das zu erhalten, was Sie beim „The Other Concert“ erwartet, empfehlen wir Ihnen das folgende Interview mit Daniel Schnyder zu lesen.

The Other Concert – Interview mit Daniel Schnyder

Was ist «The Other Concert»?

Das andere Konzert versucht aus der Sicht der Musik andere Kunstgattungen zu bespielen. Sowohl Tanz wie auch bildende Kunst, Malerei, Theater, Film, Action Art aber auch Mathematik, Geschichte und Elektronik, physikalische Phänomene und Erfindungen, sowie fundamentale Probleme unserer Zeit werden in diesem Musik-Programm reflektiert und miteinbezogen: Musik ist die UNIVERSALIA ante REM und daher alles miteinschliessend oder allumfassend. Das wird dem Hörer in diesem Konzert vor Augen und Ohren geführt!

Wie soll das konkret gehen? Wie ist der z.B. Bezug zur Geschichte, spielt ihr alte Musik?

Nein, nicht wirklich. Das wird schon fast ausschliesslich im normalen klassischen Konzert getan. Wir bespielen die Vergangenheit neu, indem wir bestehende Musik oder geschichtliche Ereignisse, Zeiten neu erfinden. Zum Beispiel: Das Werk «Romeo und Julia» besteht aus einem Ausschnitt der berühmten Ballettmusik von Prokoviev aber wird in «The Other Concert» nach Afrika transportiert. Ein 12/8 Rhythmus wird dem 4/4 Takt des Originals überlagert. Da haben wir dann ein transkontinentales Zusammenkommen zweier Kulturen mit einem Thema, das in allen Kulturen vorkommt. Oder zum Beispiel «Berlin 1920» ist ein Remake des Zusammenkommens amerikanischer Musik und europäischer Musik in Berlin und Paris in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Diese Art der Remakes gab es früher in der Musik, sie sind aber heute eher selten. In anderen Kunstgattungen, vor allem in Film und in der Literatur, ist das sogar fast der Normalfall. Wir erzählen also eine Geschichte der Vergangenheit neu, mit Tanz, Film und Musik.

Was ist denn mit dem Film? Spielt ihr Filmmusik?

Nein; umgekehrt; der Film spielt Musik. Wir interpretieren den Film, die Partitur ist der Film. Meistens sind es Stummfilmausschnitte, da die sich künstlerisch besser eignen als moderne Actionmovies. Es werden verschiedene Ebenen der Interaktion zwischen Film und Musik gezeigt: Wir leben in einer sehr eindimensionalen Welt des Film-Musik Verhältnisses. Das ist viel spannender als man denkt!

Was ist den Action Art?

Damit meine ich eine direkte Auseinandersetzung mit Themata unserer Zeit. Also sprich: Global Warming, Inflation, Politik. Die Musik interpretiert diese Zeitfragen.

Da sind wir ja gespannt …

Nein es hat nichts mit dem zu tun, was Sie sich nun vorstellen, so etwas gibt es so noch nicht. Lassen sie sich überraschen. Hier ist kein Platz dies zu erklären, kommen Sie zum Konzert! Nur kurz: Das Wort «Inflation» wird allen nachher klar sein.

Ok und was ist denn da mit Technologie?

Ja; ein Teil des Konzertes erlebt man in einem total neuen Format; In einer «Sound Installation», die eine neue Hörerfahrung auslöst. Hier werden, sehr aufwändig, neuste Technologien verwendet. Das führt zu einer neuen Musikerfahrung und Klangrezeption. Der Teil ist technologisch «cutting edge». Ich bin hier zu unqualifiziert, um die technischen Details zu erklären, wenn Sie zum Konzert kommen, dann können Sie es erleben.

Was ist denn mit Mathematik; wie trocken wird das?

Nichts trocken: Die Musik ist die «mathematischste» Kunst. Alle Mathematik kann in Musik ausgedrückt werden (da war ja die Symphony einer entfernten Galaxis in den Nachrichten) und natürlich auch umgekehrt: Wir beschränken uns hier auf die 1:1 Umsetzung in der vertikalen (Frequenz) und horizontalen (Zeitachse) Dimension von einfachen Additionstheoremen, sprich Fibonacci-Reihen. Das spielte in der Musik von Bartok eine Rolle, ist aber auch in der bildenden Kunst – zum Beispiel beim Goldenen Schnitt – von grosser Wichtigkeit. Das wird alles illustriert, so dass man die Formel, das Theorem, auch optisch miterlebt. Das ist auch schön und mysteriös, wenn man jetzt den Zusammenhang nicht ganz begreift – Sie kennen sicher alle die Apfelmännchen und die Chaostheorie, das ist ja auch optisch betörend schön.

Also kein ETH-Vortrag?

Nein; dazu haben wir ja eine wunderbare ETH.

Zuletzt nun noch; was ist denn mit der bildenden Kunst; Malerei, Zeichnungen, Grafik?

Ja, da kommt es auch zum 1:1 Austausch. Wir spielen Grafiken, die aus dem Moment entstehen. Unser Grafikkünstler Arndt Watzlawik wird diese im Moment kreieren. Und wir spielen die entstehenden grafischen Partituren, die alle sehen. Das wird mit neuster Technologie alles projiziert, so dass man den Prozess live mitverfolgen kann.

Ähnlich wie Iannis Xenakis das gemacht hat?

 Ja genau; aber natürlich mit neuster Technologie.

Da sind wir gespannt; wie wird der Gesamtkunstwerk-Aspekt beleuchtet, eingeläutet? Was steht am Anfang einer so vielschichtigen Sache?

Da sehen wir am Anfang Mozart, der seinen Don Giovanni schreibt, kurz vor seinem Treffen mit Casanova in Prag. Die Gattung Oper war der erste Versuch ein Gesamtkunstwerk zu kreieren, wo die Musik im Zentrum steht. Das ist der HOOK der Sache, von da aus entwickelt sich alles.

Das klingt nach etwas Neuem, ein Pilotkonzert …

Ja eben; deshalb THE OTHER CONCERT!

The Other Concert

Werkstatt für zeitgenössische Musik und Musiktechnologie #2 mit Daniel Schnyder (4.–7. 9. 2023)
Ort: Jazz Club Moods, Zürich (Schiffbauplatz, 8005 Zürich)
Datum: Donnerstag, 7. September 2023
Uhrzeit: 19:30 Uhr
Eintritt frei, Kollekte

Weitere Informationen auf Loc.Artium

30.08.2023